Die Zukunft der Arbeitswelt in der Immobilienwirtschaft

Mrz 12, 2019 | Blog

Die Digitalisierung hat mittlerweile Einzug in der Immobilienbranche gehalten. Dabei geht es nicht nur um den Einsatz mobiler Endgeräte, einer suchmaschinenoptimierten Website und die Vermarktung über Immobilienportale. Mit der Digitalisierung verändern und beschleunigen sich auch Arbeitsprozesse, Arbeitsweisen und eine neue digitale Arbeitswelt entsteht.

Flexible Arbeitszeiten und -orte, Cloud-Anwendungen und künstliche Intelligenz, mobile Arbeitsgeräte und digitale Kommunikation werden in der Zukunft gang und gäbe sein. Wie verändert sich das aktuelle Arbeitsumfeld? Wie wird die Zusammenarbeit von Menschen in Büros und über mehrere Standorte hinweg aussehen?

Aber nicht nur das Wo und Wann der Arbeit unterliegt dem digitalen Wandel, sondern auch das Wie: Wie werden die Angestellten der Immobilienwirtschaft zukünftig arbeiten? Welche technischen Errungenschaften werden Sie nutzen? Wie werden Prozesse automatisiert und effizient gestaltet?

Wir wollen in diesem Beitrag einen Blick auf neue Arbeitsweisen und ausgewählte neue Technologien werfen sowie ein Bild vom Angestellten der Zukunft in der Projektentwicklung, im Immobilienvertrieb und der Bauabwicklung zeichnen

Auswirkung der Digitalisierung auf die Arbeitswelt in der Immobilienbranche

Über Jahre entstandene Geschäftsprozesse und -strukturen zu ändern, ist schwer. Vor allem, wenn die Auftragsbücher voll sind, die Geschäfte gut laufen wie gerade in der Immobilienbranche. Aber es ist auch ein guter Zeitpunkt, über Optimierungen der Prozesse nachzudenken. Denn schließlich wollen Unternehmen auch zukünftig ihre Wettbewerbsfähigkeit halten und weiter ausbauen.

Laut einer Studie der CBRE erwarten 94,2 Prozent der Befragten, dass die Digitalisierung für Ihr Unternehmen Prozessoptimierungen bereithält. 71,6 Prozent erwarten, dass bessere Datenverarbeitung und bessere Serviceleistungen möglich werden.

CBRE „DIGITALE TRANSFORMATION UND INNOVATION IN DER DEUTSCHEN IMMOBILIENBRANCHE 2017“

Was erwartet Ihr Unternehmen von der Digitalisierung?

  • Prozessoptimierung 94,2% 94,2%
  • Bessere Datenverarbeitung 71,6% 71,6%
  • Bessere Serviceleistungen 71,6% 71,6%
  • Kosteneinsparungen 68,9% 68,9%
  • Automatisierung 63,7% 63,7%
  • Veränderung der Branche 57,4% 57,4%
  • Neue Geschäftsmodelle 54,7% 54,7%
  • Fehlervermeidung 54,2% 54,2%
  • Mitarbeiterzufriedenheit 38,4% 38,4%

Mit der Digitalisierung, der Automatisierung sowie der Vernetzung von bestehenden Geschäftsprozessen kann es gelingen, nicht nur Kosten zu senken und die Produktivität zu erhöhen, sondern auch der gewachsenen Aufgaben der Kundenkommunikation und der vollen Auftragsbüchern Herr zu werden. Doch

 

welche Geschäftsprozesse kommen dabei in Betracht? Und wie kann ein digitaler Wandel im Unternehmen eingeläutet werden?

 

Das größte Potential zur Automatisierung bieten sicherlich Verwaltungsprozesse. Aber auch Prozesse wie die Datenübertragung auf Immobilienportale oder in andere Programme erfordern in vielen Unternehmen noch manuelle Aktionen, die Fehler anfällig sind. Gleichzeitig nehmen sie viel Zeit in Anspruch, weil sie häufig wiederkehrend getan werden müssen. Solche Prozesse, also Prozesse, die standardisiert werden können, werden durch passende Software und Cloudanwendungen automatisiert.

 

Management

Die Vernetzung von Daten und die Automatisierung von Prozessen ermöglichen ein umfangreiches Reporting ans Management. Datenauswertung in Echtzeit ist möglich. Die Tätigkeit der manuellen Bearbeitung von Listen entfällt. Diese Routineprozesse kann Software übernehmen und die Auswertungen benutzerfreundlich aufbereiten. So können unternehmensrelevante Entscheidungen auf einer datenbasierten Grundlage getroffen werden.

 

Projektentwicklung

Cloudanwendungen ermöglichen einen zeit- und ortsunabhängigen Zugriff auf Pläne, Dokumente, Gutachten u.ä. Mit Berechtigungen für Nutzer, Versionierung von Dokumenten und einem protokollierten Verlauf haben Mitarbeiter mit Cloudanwendungen einen professionellen Assistenten an ihrer Seite, der sie in der alltäglichen Routine unterstützt und Aufgaben übernimmt.

 

Immobilienvermarktung

Zentral gepflegte Immobiliendaten und ein effektives Kontaktemanagement bilden die Grundlage für einen erfolgreichen Vertrieb. Die Möglichkeit, jederzeit auskunftsbereit zu sein, wird heute und zukünftig in der Kundenbetreuung von zentraler Bedeutung sein. Unterstützen können u.a. Cloudanwendungen, die den Kunden Verträge, Exposés oder Dokumente jederzeit zur Verfügung stellen.

 

Immobilienverwaltung

Auch in der Immobilienverwaltung ist es heute entscheidend, Mietern jederzeit Auskünfte geben zu können. Mit der passenden Cloudanwendung stehen Informationen rund um die Uhr zur Verfügung. Apps und andere Tools ermöglichen zudem eine direkte Kommunikation mit den Mietern. Über Sensoren und moderne Haustechnik sowie deren Vernetzung stehen auch Verbrauchsdaten digital bereit, ohne dass für die Erfassung und Weiterverarbeitung wertvolle Arbeitszeit verloren geht.

 

Marketing

Mit der Verknüpfung von Marketing-, Vertriebs- und CRM-Anwendungen ist es möglich, Maßnahmen aufeinander abzustimmen und gezielt auszuwerten. Auch die „digitale“ Kundenkommunikation über eine Vielzahl von Kanälen wie E-Mail, Chat, Social Media usw. wird zunehmend an Bedeutung gewinnen.

 

Verwaltung

Während Lohn- und Gehaltsabrechnungen meist schon automatisiert sind, gibt es in anderen Bereichen noch ausreichend Möglichkeiten, Prozesse durch Digitalisierung effizienter zu gestalten. So kann ein Rechnungsversand per Mail helfen, nicht nur Druck-, Papier- und Portokosten zu sparen, sondern auch wertvolle Arbeitszeit, die zum Versenden der Rechnungen aufgewendet wird. Und in digitalen Archiven können schon heute Dokumente rechtssicher abgelegt werden, ohne dass man dafür Räumlichkeiten vorhalten muss.

Die Automatisierungen und die Vernetzung von Programmen wirken sich auf die Bereiche Dokumentation, Benachrichtigungen und Reporting aus. Was früher ein zeitraubender Prozess war, wird morgen per Klick erledigt. Um die Effizienz weiter zu steigern und Daten auswerten zu können, ist die Vernetzung von Unternehmensanwendungen notwendig. Wenn Informationen zu Immobilien effizient verwaltet werden und zentral zur Verfügung stehen, ist es möglich, datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Mit digitalen Prozessen stehen Informationen dann nicht nur unternehmensweit, sondern auch über Unternehmensgrenzen hinweg zur Verfügung.

Arbeiten 4.0

Bereits im April 2015 startete das Bundesministerium für Arbeit und Soziales den Dialogprozess „Arbeiten 4.0“. Dort wurden Fragen diskutiert zur Arbeit von morgen, zum digitalen Wandel und seinen Auswirkungen. In dem im November 2016 erschienenen Weißbuch wurden die Antworten dazu formuliert.

 

Als einer der wichtigsten Treiber des Wandels in der Arbeitswelt wurde die Digitalisierung genannt.

 

Neue Technologien verändern nicht nur die Produktion, sondern auch die Zusammenarbeit und Organisation in Unternehmen. Aber auch veränderte Bedürfnisse von Kunden und Lieferanten tragen dazu bei, dass sich die Arbeitswelt ändert. Kunden erwarten heute von Unternehmen Auskunftsbereitschaft zu jeder Zeit mit aktuellen Informationen zu ihren Anliegen. Dies verlangt nicht nur von Unternehmen der Immobilienbranche ein Umdenken und die Fokussierung auf die Bedürfnisse des Kunden.

Arbeiten 4.0 ist im Zusammenhang mit der Industrie 4.0 zu betrachten. Die Industrie 4.0 beschreibt die Vernetzung von Mensch, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte, um die gesamte Wertschöpfungskette zu optimieren.

 

Arbeit 4.0 stellt Arbeitsformen und Arbeitsverhältnisse der gesamten Arbeitswelt in den Mittelpunkt: Wie passen sich Arbeitsweisen Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Welt an?

 

Arbeiten 1.0 umfasst die beginnende Industriegesellschaft vom Ende des 18. Jahrhunderts und erste Arbeiterorganisationen. Arbeiten 2.0 bezeichnet die beginnende Massenproduktion und die Anfänge des Wohlfahrtsstaats zum Ende des 19.Jahrhunderts. Arbeiten 3.0 ist die Zeit der Konsolidierung des Sozialstaats und der Arbeitnehmerrechte. Mit Arbeiten 4.0 erfolgt die Zeit des digitalen Wandels.

In der Arbeitswelt von morgen sind Prozesse digital und automatisiert. Damit soll die Zusammenarbeit von Mitarbeitern und die Flexibilität der Arbeit gefördert werden, nicht nur in der Immobilienbranche. Nach einer Analyse von Deloitte zu „Arbeitswelten 4.0 im Mittelstand“ (2018) verstanden die befragten Unternehmen unter „Arbeitswelt 4.0“ die Flexibilisierung der Arbeit (64 Prozent), lebenslanges Lernen (58 Prozent) und neue Qualifikationsanforderungen (55 Prozent). 86 Prozent der Befragten sehen außerdem zukünftig eine zunehmende Relevanz von Arbeitswelten 4.0.

 

Deloitte „Arbeitswelten 4.0 im Mittelstand“ (2018)
Begriffsverständnis Arbeitswelten 4.0

  • Flexibilisierung von Arbeit 64% 64%
  • Lebenslanges Lernen 58% 58%
  • Neue Qualifikationsanforderungen 55% 55%
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf 54% 54%
  • Veränderung der Unternehmenskultur 54% 54%
  • Veränderung des Führungsstils 54% 54%
  • Work-Life-Integration 48% 48%
  • Homeoffice 44% 44%
  • Etablierung einer positiven Fehlerkultur 36% 36%
  • Interdisziplinarität 31% 31%
  • Senkung der Kosten der Arbeit 29% 29%
  • Permanente Erreichbarkeit 23% 23%
  • Open Space 13% 13%

Doch welche Auswirkungen hat der digitale Wandel? Werden sich die Aufgaben verändern, die Angestellte durchführen? Wo, wann und wie werden sie arbeiten? Wie wirkt sich mobiles Arbeiten auf die Work-Life-Balance aus? Müssen bestehende Strukturen und Bürokulturen angepasst oder neu entwickelt werden?